Was mir nach der Trennung geholfen hat, den Optimismus nicht zu verlieren.
- Marina Schädeli
- 22. Mai
- 2 Min. Lesezeit
Nach der Trennung war ich in einem Wechselbad der Gefühle. Phasenweise war da tiefer Schmerz – das Verlassenwerden, genau das, wovor ich in der Dreierbeziehung am meisten Angst hatte, war nun Realität. Und ja, es tat weh. Es zog mir förmlich den Boden unter den Füssen weg.

Doch zugleich war da auch etwas anderes: Ein neuer Weg, der sich ganz langsam öffnete. Ein Weg zu mir.
Ich begann zu spüren, wie viel ich in den letzten Monaten über mich gelernt hatte. Ich hatte mutige Seiten entdeckt – meine Bisexualität, meine Offenheit für neue Beziehungsformen, meine Risikobereitschaft, meine Neugier fürs Leben. Und in all dem fühlte ich mich so lebendig wie selten zuvor. Vielleicht, weil so vieles neu war. Unbekannt. Intensiv. Aber genau das machte dieses Gefühl aus – es war berauschend, elektrisierend. Ich spürte mich. Und das war etwas, das ich lange vermisst hatte.
Gegen Ende der Dreierbeziehung hatte ich mich selbst verleugnet. Ich versuchte zu gefallen, mich anzupassen – aus Angst, nicht genug zu sein. Und wie das oft so ist: Ich projizierte meine Ängste ins Aussen, bis sie Realität wurden. Und doch war ich nun – genau in dem Moment, wo ich alles verloren hatte – auch näher bei mir selbst als je zuvor. Ich stand nun zu mir. Zu meiner Geschichte. Zu meinen Gefühlen.
Es war eine eigenartige Mischung aus Herzschmerz und innerer Ruhe.
Und dann kam ein weiterer Wendepunkt – eher unscheinbar, fast zufällig. Ich weiss nicht mehr genau, wie ich darauf stiess, aber plötzlich war da ein Video von Gedankentanken (heute Greator) auf meinem Bildschirm. Es war ein 20-minütiger Vortrag – von jemandem wie du und ich. Jemand, der über einen schweren Lebensabschnitt sprach, darüber, was er daraus gelernt hatte, und wie sich sein Leben dadurch veränderte. Ich war sofort gefesselt. Ab da wurde es ein abendliches Ritual: Nach der Arbeit setzte ich mich hin, manchmal mit Tränen in den Augen, manchmal voller Sehnsucht oder Hoffnung – und schaute mir diese Vorträge an. Sie sprachen mir aus der Seele.

Sie machten mir Mut. Sie zeigten mir, dass ich nicht alleine bin. Dass andere auch gefallen sind – und wieder aufgestanden. Dass es neue Wege gibt, auch wenn man denkt, es geht nicht mehr weiter. Und dass Optimismus eben nicht bedeutet, alles schönzureden, sondern bewusst zu wählen, was man sehen will. Nicht das Licht zu leugnen, weil es gerade dunkel ist – sondern trotz allem die Möglichkeit im Blick zu behalten, dass es wieder hell werden kann. Und genau das ist auch eine der sieben Säulen der Resilienz: Optimismus. Nicht der naive, oberflächliche Optimismus, sondern jener, der aus der Tiefe kommt – aus Erfahrungen, aus Krisen, aus Weitergehen.
Heute weiss ich: Dieser bewusste Blick nach vorne hat mir unendlich geholfen. Nicht, weil ich immer stark war – sondern weil ich angefangen habe, an mich zu glauben. Daran, dass mein Weg Sinn ergibt.Und dass selbst Schmerz ein Anfang sein kann.
Herzlichst Marina
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