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„Dreierbeziehung, Mut und Selbstverlust – wie ich mich in einer der emotionalsten Zeiten selbst verleugnete“


Nach dem mutigen Schritt, meinem Mann meine Gefühle für eine Frau zu gestehen, öffnete sich plötzlich ein Raum, den ich mir selbst nie zugetraut hätte. Seine Reaktion war nicht Ablehnung, sondern Toleranz – und mit dieser Offenheit wuchs in uns die Idee: Was, wenn wir zu dritt eine neue Form von Beziehung wagen?


Es folgte eine Zeit, die schwer in Worte zu fassen ist. Eine Mischung aus Neugier, Freiheit, Hoffnung – und emotionaler Überforderung. Die Vorstellung, mich nicht entscheiden zu müssen, war einerseits erleichternd, andererseits wurde ich damit konfrontiert, eindeutig meine Grenzen zu überschreiten. Denn damit es funktionieren konnte, durften die beiden sich ineinander verlieben. Alles vor meinen Augen zu erleben, war eine gewaltige Herausforderung.


Ich entschied mich für die Erfahrung und nicht für die Sicherheit.

Wir probten das Leben zu dritt: Lachten, lebten, lagen mit Magendarm im Bett, flüchteten gemeinsam ins Solbad – nur um dort von einem fremden Mann mit einem merkwürdigen „Füsselversuch“ im Whirlpool irritiert zu werden. Wir versuchten gemeinsam Sport, Sex, Gespräche – und fanden uns doch immer öfter in Krisen wieder. Die Dynamik begann sich zu verschieben. Ich spürte, wie die Gefühle der beiden zueinander intensiver wurden, während ich selbst auf Distanz rutschte.


Und obwohl ich verstand, was passierte – schließlich hatte ich es selbst durchlebt, wie sich Verliebtheit alles andere überlagern kann – tat es weh. Ich spürte, wie ich plötzlich nicht mehr ich selbst war.


Ich begann, Dinge zu tun, um zu gefallen. Ich stellte meine Bedürfnisse zurück. Ich verlor mein Zentrum – aus Angst, nicht mehr gut genug zu sein, verletzt sowie abgelehnt zu werden.


Nach rund drei intensiven, überfordernden Monaten kam der Bruch. Ich wurde verlassen. Heute bin ich zwar wieder mit meinem Mann zusammen und vielleicht fragst du dich: War das alles ein Fehler? Hat jemand von uns versagt? Ich sage: Nein.

Denn Fehler sind nur Erfahrungen, für die wir noch keine Sprache haben. Und Versagen bedeutet nur, dass etwas nicht so lief, wie der Verstand es geplant hatte – aber vielleicht genauso, wie es die Seele brauchte.

Und doch: Ich blicke heute mit Dankbarkeit und Stolz auf diese Zeit zurück. Nicht, weil sie leicht war – sondern weil ich daran gewachsen bin. Ich habe mich selbst auf eine ganz neue Weise kennengelernt. Ich durfte erfahren, wie tief ich lieben kann. Ich durfte lernen, was es heisst, sich selbst zu verlieren – und später wiederzufinden.

Ich glaube an das Wagnis, an das emotionale Abenteuer Leben. Ich glaube daran, dass man die Komfortzone auch mal zerreissen darf, um zu fühlen, was darunter liegt. Und ich weiss heute: Ich bereue nichts.


Doch der grösste Transformationsprozess begann erst danach – in den Monaten, in denen ich plötzlich wieder Singlefrau war.


Mehr dazu im nächsten Artikel.


"Der Sinn des Lebens ist nicht Sicherheit – sondern Lebendigkeit und das sammeln von emotionalen Erfahrungen."


Herzlichst, Marina

 
 
 

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